Die Hardtburg ist eine gut erhaltene mittelalterliche Wasserburg. Die Burg liegt sehr idyllisch mitten im Hardtwald bei Euskirchen. Sie besteht aus Kern- und Vorburg und liegt in einer Höhenlage um 245 Meter üNN.
Die unregelmäßig, vieleckige Vorburg ist dem Geländeverlauf angepasst. Sie entstand um 1205. Die Umfassungs- oder Ringmauern dienten dem Schutz der Bewohner und haben aus Gründen des Flankenschutzes stumpfe Winkel und Erkertürmchen.
Die Kernburg ist der älteste Teil der mittelalterlichen Wasserburg. Sie wurde nach dem Kunsthügelprinzip als „Motte“ errichtet. Der Name ist aus dem französischen „la motte“ abgeleitet. Unter diesem Begriff versteht man den künstlich aufgeschütteten Burghügel der Niederungsburgen, auf dem in der Regel der hölzerne oder steinerne Burgturm oder Donjon stand.
Der steinerne Turm der Hardtburg hat einen fast quadratischen Grundriss mit einer äußeren Kantenlänge von etwa 10 Metern. Er ragt rund 20 Meter aus dem Hügel. Die Dicke der Mauern beträgt in den unteren Geschossen 2,50 Meter und im Obergeschoss 1,50 Meter. Der Turm setzt sich noch mindestens 6 Meter tief unter der heutigen Oberfläche fort, ohne dass die Fundamentunterkante erreicht wird.
Die zum Bau des Turmes verwendeten Steine (Grauwacke) stammen aus der näheren Umgebung. Die Ecken des Turmes wurden jedoch mit quaderförmig zugehauenen Trachytblöcken verklammert. An der südlichen Ecke befindet sich in Augenhöhe ein vermauerter Stein aus der römischen Wasserleitung.
In keiner anderen Wasserburg des Kreises Euskirchen ist der urtümliche Typ einer großen Motte mit zentralem Steinturm so einwandfrei erhalten wie in der Hardtburg.
Eine moderne Holzbrücke ermöglicht seit 1970 den Zugang zur Kernburg. Die Brücke wurde zuletzt im Jahre 1999 durch Verwendung von Leimbindern aus der Baumart Lärche erneuert. Ihre Spannweite über den südlichen Wehrgraben beträgt immerhin gut 19 Meter.
Ursprünglich konnte man nur über eine Brücke durch das Tor der Vorburg und dann über den Zwischengraben zur Hauptburg gelangen. Der mittelalterliche Zugang ist jedoch nicht mehr vorhanden.
Ein tiefer Zwischengraben, auch Halsgraben genannt, trennt die Hauptburg von der Vorburg. Er weist fast senkrechte Futtermauern aus dem 14. Jahrhundert auf und stellte ein ernsthaftes Hindernis für Feinde dar.
Bei jüngeren Erhaltungsarbeiten wurden im Schlamm des Zwischengraben mächtige Eichenbalken gefunden. Sie beweisen die Existenz für eine Holzbrücke, die man wahrscheinlich hochziehen konnte.
Beim Blick in die Vorburg fällt der mächtige Nadelbaum in der Böschung des Halsgrabens auf. Eine rund 180-200 Jahre alte 26 Meter hohe Fichte. Sie ist bereits Mitte des 19. Jahrhunderts auf einem Ölgemälde als großer Baum dargestellt.
Im Jahre 1906 wurde sie vom Blitz getroffen. Die vertrocknete Spitze wurde in 17 Meter Höhe herausgeschnitten und die Schnittstelle mit einer Eisenplatte versiegelt. Heute bilden drei Triebe die Spitze. Dieser immergrüne Nadelbaum mit einem Umfang von 3,07 Meter ist als Naturdenkmal ausgewiesen.
Das gotische Tor mit einer spitzbogigen Durchfahrt und Fallgatterschlitz erreicht man über den „modernen“ Zufahrtsdamm. Im Mittelalter muss das Tor ein Torhaus besessen haben. Nach Material (Sandstein) und Form ist der Torbau vermutlich erst im 15. Jahrhundert entstanden.
Früher wird hier eine freistehende hölzerne Zugbrückenkonstruktion den Zugang zur Burganlage ermöglicht haben.
Geschichtlicher Rückblick:
Urkunden aus den Jahren 1105 bis 1182 bezeugen die Existenz einer edelfreien „Familie von Hart“ im Euskirchener Raum. Am häufigsten erscheint in den Quellen zwischen 1118 und 1138 Rudolfus de Hart. Nach dem Aussterben der Familie fiel die Burg um 1200 an die Grafen von Are. Im Jahr 1246 gelangte die Hardtburg mit der Are-Hochstadenschen Erbschaft in den Besitz des Kölner Erzbischofs, in dem sie bis 1794 verblieb.
Die Kölner Erzbischöfe bauten die Anlage zu einer mächtigen Landesburg aus, mit deren Hilfe die kurkölnischen Besitzungen und die Verkehrswege am nördlichen Eifelrand gesichert wurden. Nach der napoleonischen Zeit übernahm Preußen die Hardtburg und den Hardtwald. Seither gibt es hier eine Forstdienststelle, die heute zum Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde (ehemals: Forstamt Bad Münstereifel) gehört. Die Gebäude stammen aus dem 18./19. Jahrhundert.
Die Gründung der Hardtburg liegt jedoch im Dunkel. Sie wird erstmals als munitio que dicitur Hart in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel vom 15. August 1166 erwähnt.
Die Hardtburg liegt direkt am Römerkanal-Wanderweg. In der Burg befindet sich die Station Nr. 24 – Kalksinterverwendung in der Hardtburg [Wanderweg Km 47,7].
Direkt neben der Burgruine befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem kostenlos geparkt werden kann.
Wieso ist der Zugang zur Burg gesperrt?
Die Ruinen der Hauptburg befinden sich in einem Zustand, der keine sichere Begehung zulässt. Deshalb ist das Areal bis auf Weiteres nicht mehr öffentlich zugänglich. Die Vorburg wird von der Försterei genutzt.
Wie geht es weiter?
Neben den Sicherungsmaßnahmen ist eine umfangreiche Sanierung der Burg erforderlich. Dazu gehören vor allem Arbeiten an der äußeren Ringmauer und an den Fundamenten, die der Verbesserung der Statik dienen sowie die Erneuerung der Holzbrücke und des Aufgangs zum Turm. Der Zugang zur Burg für Besucher wird erst nach Genehmigung des Sanierungskonzepts und dessen baulicher Umsetzung möglich sein. (Stand: Juni 2020)
Wenn euch der Artikel oder die Fotos gefallen haben, würde ich mich sehr über einen netten Kommentar freuen!